pdf Stolpern ins Reformjahr mit altbekannten Problemen
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Pressemeldung zum Schuljahresstart
Stuttgart, 05. September 2024 – »Wir wissen nicht genau...« ist zur Zeit ein oft gehörtes Statement, wenn es um die Ausgestaltung der angekündigten Reformschritte im Bildungsbereich geht. Für den Landeselternbeirat (LEB) ist diese Unsicherheit im System unerträglich: „Schulen brauchen Perspektiven und Lehrkräfte brauchen Zeit, um sich auf die Neuerungen vorbereiten zu können. Ganz besonders prekär ist dies für die Grundschulen, deren Praxis der Grundschulempfehlungen komplett reformiert wird. Nur kennt noch keiner die Details“, legt LEB-Vorsitzender Sebastian Kölsch den Finger in die Wunde.
Diktat der heißen Nadel nach Stillstand
Ob Rückkehr zu G9, Verbünde zwischen Werkreal- und Realschulen oder Kooperationen zwischen Gemeinschaftsschulen und Gymnasien für die Oberstufe: Auch in diesen Bereichen hängen die Betroffenen in der Luft und warten auf konkrete Vorgaben und Informationen. „Nach jahrelangem Stillstand und dem nun übers Knie gebrochenen Koalitionskompromiss statt einer echten Bildungsallianz ist das Diktat der heißen Nadel in die Bildungspolitik im Land eingezogen“, bemängelt Sebastian Kölsch.
Lehrkräftemangel nach wie vor teilweise prekär
Neben den strukturellen Problemen wird weiterhin der Lehrkräftemangel die Hauptursache für mangelnde Bildungsqualität im Land sein. „Jede ausgefallene Stunde, jedes nicht erteilte Fach, jede aufgeteilte Grundschulklasse führen zu Schulfrust und befördern den Eindruck, dass Schule so wichtig ja nicht sein kann, wenn niemand dafür sorgt, dass sie auch verlässlich stattfindet. Das ist eine fatale Entwicklung für unsere Kinder“, findet der Vorsitzende des Eltern-Beratungsgremium des Kultusministeriums. Die großen Unterschiede zwischen den einzelnen Schularten und Regionen ist dabei trotz der offiziell nur 250 unbesetzten Stellen eine Hauptursache für die unterschiedliche Wahrnehmung im Land, findet Sebastian Kölsch: „Selbst an zu 100% versorgten Schulen klagen Lehrkräfte und Eltern über die mangelnde personelle Ausstattung, während andere Schulen mit 70% klarkommen müssen.“ Langfristig unterstützt der Landeselternbeirat die Forderungen, dass nur eine 110-prozentige personelle Ausstattung ausreichend ist, um Klassenfahrten, Krankheiten, Fortbildungen etc. aufzufangen.
Schulträger an der Belastungsgrenze – Qualität leidet
Große Sorge bereitet dem Landeselternbeirat auch den allgemeinen Hickhack bei der Verteilung von Mitteln im Bildungsbereich. Schulträger haben hier insbesondere auch angesichts der anstehenden Reformschritte große Aufgaben zu schultern und stehen finanziell oftmals im Regen. „Das sommerlochartige Losverfahren-Desaster ist lediglich Ventil für die allgemeine Misere im Finanzierungsbereich von Schulhäusern über Ausstattung bis hin zur IT-Infrastruktur, die kommunal geschultert werden müssen“, so Sebastian Kölsch. Der in zwei Jahren startende Ganztagsbetreuungs-Anspruch mit der Notwendigkeit von Kantinen und Betreuungsräumen im Primarbereich, aber auch die durch ein zusätzliches gymnasiales Schuljahr notwendige Ausbau von Schulhäusern in diesem Bereich machen hierbei den Löwenanteil der notwendigen Investitionen aus. „Durch diese drohenden Kosten sehen wir vereinzelt bereits prophylaktisches Sparen im laufenden Betrieb – vom Ersatz der kaputten Tafel über den Sanierungsstau in die Jahre gekommener Gebäude bis hin zum Dauerbrenner digitale Endgeräte“, berichtet der LEB-Vorsitzende.
Ist eine echte Reform statt des Reförmchens möglich?
Mit dem Scheitern der Bildungsallianz in Bebenhause Anfang Mai wurde das »zarte Pflänzchen der Hoffnung« eines gemeinsamen Vorgehens aller Beteiligten für gute Bildung in Baden-Württemberg begraben. Bereits im März hatten bereits Grundschulverband, Berufsschullehrerverband und der Verein für Gemeinschaftsschulen eine »Enquête-Kommission zur Bildungszukunft BW« gefordert, nun hat der Landesschülerbeirat eine »Enquete-Kommission Bildung« gefordert, vor kurzem hat eine Expertenkommission die Idee einer »Neuen Sekundarschule« präsentiert. Gemein ist all diesen Initiativen der Gedanke, dass es grundlegender und gemeinsamer Schritte bedarf, um Bildung in Baden-Württemberg fit für die Zukunft zu machen. „Als Landeselternbeirat würden wir es begrüßen, wenn sich die Politik aufmacht und die Idee eines gemeinsamen Vorgehens nochmal aufgreift – sei es auch nur als Vereinbarung für den Beginn der kommenden Legislaturperiode", fasst Sebastian kölsch die Elternmeinung zusammen. „Bildung und die Zukunft unserer Kinder sind eigentlich zu wichtig, um sie auf dem politischen Wahlkampf-Schlachtfeld zu opfern, allerdings gebe ich mich da keinen Illusionen hin. Wenn es schon die Parteien nicht hinbekommen, sollten aber wenigstens die Interessenvertretungen gemeinsam vorgehen und die genannten Initiativen als Impuls begreifen, sich mit einer gemeinsamen Forderung an die Politik zu richten“, so Sebastian Kölsch.