Zum Hauptinhalt springen

pdf Zahlen lügen nicht

115 Downloads

Über den Umgang mit schulstatistischen Daten

Ein Beitrag von Sebastian Kölsch

Wäre es nicht sinnvoll gewesen, wenn man sich im Vorfeld der Bildungsreform mit ein paar Zahlen und Fakten hätte beschäftigen können? Wer G8 und G9 bewerten möchte oder das Funktionieren der gymnasialen Oberstufen an anderen Schularten als dem Gymnasium, sollte – um mit dem früheren Kanzler Helmut Kohl zu sprechen – darauf schauen, „was hinten rauskommt“.

Allein, es war nicht möglich. Hatten im Vorjahr die Zahlen des 22er-Abiturs frühzeitig vorgelegen und wurden sie bereits am 17. April 2023 vom Statistischen Landesamt veröffentlicht, musste man in diesem Jahr geschlagene eineinhalb Monate länger warten. Nun, da die Entscheidungen rund um das Bildungs-Reförmchen gefallen sind, liegen die Informationen vor.

Abinote normalisiert sich wieder

Wahrscheinlich durch Corona-Erleichterungen fielen die Abinoten in den beiden Coronajahrgängen überdurchschnittlich gut aus. Diese Durchschnittsnote sinkt nun wieder leicht in Richtung des Vor-Corona-Niveaus, das seit über 30 Jahren recht stabil im Bereich zwischen 2,3 und 2,4 liegt.

G9 vor G8 vor GMS

An Gymnasien, die im Schuljahr 22/23 nur das Abitur nach neun Jahren angeboten haben, legten mit 37,3% leicht mehr Schülerinnen und Schüler einen Abischnitt besser als 2,0 ab als an reinen G8-Gymnasien (36,5%). An den lediglich sechs Gemeinschaftsschulen, an denen die Abi­turprüfung absolviert werden konnte, erreichten signifikant weniger Absolventen eine solche Note, nämlich 25%. Bemerkenswert: Der höchste Bestnoten-Wert war an Schulen zu verzeichnen, die sowohl G8 als auch G9 anboten. Hier hatten 38,3% der Abiturienten eine 1 vor dem Komma stehen.

Das gleiche Bild zeichnet sich auch in den Durchschnittsnoten mit den beiden Extremen 2,38 an Gemeinschaftsschulen und 2,19 an gemischten G8-/G9-Gymnasien ab.

Statistik ist keine Politik

Neben dem Veröffentlichungszeitpunkt fällt auch auf, wie unterschiedlich sich die Pressemeldungen des Statistischen Landesamtes zu den Abinoten lesen.

2023 wurde als Untertitel „Durchschnittsnote an Gemeinschaftsschulen mit 2,09 besser als an allgemeinbildenden Gymnasien“ gewählt. Die gymnasialen Abiturnoten waren nicht getrennt nach G8 oder G9 ausgewiesen, womit ein Vergleich mit den G9-Gemeinschaftsschulen ohnehin eher schwierig war. Dass man gleichzeitig 114 Abiturprüfungen einerseits mit 28.100 andererseits verglich, sorgte zumindest für Stirnrunzeln.

Dieses Jahr hingegen war die Pressemitteilung der Statistiker wieder etwas neutraler im Ton. Ein Vergleich ist zwar immer noch schwierig, aber immerhin waren es in diesem Jahr 348 an Gemeinschaftsschulen absolvierte Abiturprüfungen.
Inwiefern die Daten der Politik bereits zur Verfügung standen und als Grundlage gedient haben mögen, bei der Wiedereinführung von G9 parallele G8-Züge zuzulassen, ist nicht bekannt.